Kultstück, Meisterwerk des großen italienischen Theatermanns Dario Fo (Literaturnobelpreis 1997) - übersetzt von Renate Chotjewitz-Häfner Dario Fo erzählt in seinem Prolog, er habe die "Geschichte einer Tigerin" von einer Reise in China mitgenommen. Es war ein Stück, gespielt von einem einzigen Darsteller, der sich trotz der Sprachbarrieren durch Geräusche und Mimik verständlich machen konnte. Aber arbeitete Fo nicht selbst mit solchen Mitteln? Vermochte er nicht auch schon immer durch Geräusche, eine klare Theatersprache und nicht zuletzt durch seine unvergleichbare Mimik jedem Publikum - überall in der Welt - alles das zu vermitteln, was er beabsichtigte? Mag sein, dass er diese Geschichte in China aufgegriffen hat, aber sie passt so gut zu ihm, dass ich eher denke, er hat sie dorthin mitgenommen, und sie wurde dort - durch glückliche Umstände - schließlich wieder zum Leben erweckt. In China sagt man, dass ein Mensch den Tiger hat, wenn er nie aufgibt, auch nicht, wenn alles aussichtslos erscheint, wenn alle anderen kapitulieren würden. Der Tiger kämpft bis zum letzten Atemzug. Er delegiert auch nichts, weil er immer die Verantwortung für das eigene Tun und Lassen übernimmt. So gesehen besaß der alte Dario schon immer den Tiger. Sein ganzes Leben bestand aus Kämpfen: gegen die korrupte Politik, die Starrsinnigkeit des Klerus und für soziale Gerechtigkeit. Er war der erste Künstler, der in Italien zensiert wurde und wegen seiner unorthodoxen Äußerungen und Handlungen sogar ins Gefängnis gehen musste. Der Tiger als Lebensretter und Wegbegleiter unseres Hauptdarstellers, eines chinesischen Soldaten, hat auch Dario Fo sein Leben lang begleitet und verhinderte, dass die Obrigkeit ihm vorschreiben konnte, was er schreiben oder spielen darf. Der Tiger lauert in jedem von uns und wartet immer auf eine Gelegenheit, aus uns raus zu kommen - wir müssen ihn nur lassen. Termine: 24.01.2014 20:00 - 25.01.2014 00:00 25.01.2014 20:00 - 26.01.2014 00:00
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